Aufbau der Unterrichtseinheit:
Wir feiern dieses Jahr den 150. Geburtstag von Käthe Kollwitz.
Ihre Kunst war nie angepasst oder politisch korrekt, schon früh in ihrer Laufbahn erregte sie Anstoß, ihre Plakate provozierten und zeigten bestehende Missstände in der Gesellschaft auf.
Bei einem Besuch im Käthe-Kollwitz-Museum findet eine erste Auseinandersetzung mit dem Werk der Künstlerin statt.
Zunächst erforschen wir allein mit unserem Tastsinn ihre Skulpturen, endlich dürfen wir etwas in einem Museum im wahrsten Sinne des Wortes begreifen! Die Bronzestaturen beeindrucken in ihrer Ausdruckskraft und Detailgenauigkeit.
Jede Sehne, jeder Knöchel einer Hand oder eines Fußes ist erfühl-und erkennbar! Wie fein die Gesichter der Kinder gearbeitet sind. Die Schüler*innen können sich kaum von den Skulpturen lösen, so viel Spaß macht es, mit den Fingern die Feinheiten zu ertasten und ihnen nachzufahren.
Zum Abschied winkende Frauen und Kinder, eine riesengroße Mutter, die ihre zwei Kinder beschützend umschließt, eine Frauengruppe, die kleine Kinder hinter ihren Schürzen und Röcken versteckt, werfen Fragen auf.
Mit Beginn des ersten Weltkrieges verändert sich das Leben der Kollwitz schlagartig. Ihre Söhne ziehen in den Krieg. Peter, der jüngere, freiwillig, mit Käthes Erlaubnis und gegen die Bedenken des Vaters.
Kurze Zeit später stirbt Peter in Belgien an der Front.
Er ist der erste Gefallene in seinem Regiment.
"Saatfrüchte dürfen nicht vermahlen werden", dieses Goethe-Zitat begleitet ab jetzt ihr ganzes Leben und ihre Kunst.
Die Schüler*innen betrachten das Plakat, seine Aussage ist eindeutig, die Figur sehr markant. Das Plakat wurde mit Kohle gezeichnet, es ist von 1924. Zehn Jahre nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde es von Käthe Kollwitz gemalt. Anlass war eine gleichnamige Massenkundgebung in ganz Deutschland.
Der junge Mensch auf dem Plakat hat seine rechte Hand zum Schwur erhoben. Mit der linken Hand auf seinem Herzen ruft er laut und eindringlich: Nie wieder Krieg!!
Im Anschluss an diese Betrachtung erhalten die Kinder von mir eine Kopie der Figur auf einem A3 Blatt.
Das Thema ihres Bildes soll: Nie wieder! heißen.
Arbeitsauftrag:
In einer Zwischenbesprechung haben wir über die Wirkung von Plakaten und deren bildnerische Mittel gesprochen: z.B. Signalfarben, Kontraste, große Schrift, übergroße Darstellung von wichtigen Bildelementen. Die Aussage des Bildes, das Thema, sollte mit einem Blick erfasst werden können.
Die Vielfältigkeit der dargestellten Themen war sehr erfreulich und die Inhalte bezogen sich nicht nur auf gesellschaftlich und soziale sondern auch auf sehr persönliche Zustände und Erfahrungen und "Nie wieder Urlaubsende" würden wir doch wohl alle unterstreichen!!
Eine Biografie über das Leben von Käthe Kollwitz im Kontext ihrer Zeit kann gerne bei mir angefordert werden.
Ich finde Künstlerbiografien bieten die unglaubliche Chance, die politischen Zustände der damaligen Zeit anhand eines Schicksals greifbar zu machen, denn sie werfen viele Fragen auf. Durch die Biografie von Käthe Kollwitz ergaben sich
folgende Fragen, die wir im Unterricht lebhaft diskutiert haben.
Anke Kremer
Kunstlehrerin
Stechlinsee-Grundschule
Rheingaustraße 7
12161 Berlin
ankekremer@gmx.de