Dieser Unterrichtseinheit ist eine Einheit zum Thema " Zusammen- und Alleinsein" vorausgegangen. Ihr findet die genaue Beschreibung unter Klasse 1-3, 2013-2014
Nachdem wir in der vorangegangen Stunde über das Anderssein und das Ausgegrenzt werden gesprochen haben ( siehe oben), mache ich nun mit den Kindern eine Fantasiereise (kann von mir zugemailt werden!) in ein weit entferntes, fremdes Land. Wir können die Sprache nicht sprechen und verstehen niemanden, alles ist neu und ungewohnt für uns. Wie fühlen wir uns in dieser neuen Umgebung? Wir sind so weit weg von unserem zu Hause! Was vermissen wir am meisten? Wir haben großes Heimweh, aber da liegen Stift und Papier und wir malen all die Dinge auf das Papier, die uns fehlen und schon geht es uns viel besser.
Nach einer kurzen Besprechung malen die Schüler die Dinge, die sie besonders vermissen und die nicht in einen Koffer passen auf ein DIN A3 Blatt, dabei sollen sie das Blatt nach jedem gemalten Bildelement drehen ( Hochkant-Quer..), so dass Bildelemente seitwärts oder auf dem Kopf stehend in das Bild ragen (was sie später auch bei Chagalls Bild entdecken werden) und dem Bild dadurch einen fantastischen Ausdruck geben. Das fertige Bild erhält mit Holzbeize seine Hintergrundfarbe.
Diese kleine Fantasiereise ist angelehnt an Marc Chagalls erste Reise nach Paris. 4 Tage fährt er mit dem Zug. Seine frisch verlobte Bella hat er zurück in Witebsk gelassen. Er spricht kein Wort Französisch.Er rennt einsam durch die Stadt, Paris überwältigt ihn und nimmt ihm den Atem. Aber er ist glücklich, dass er malen kann und er malt Witebsk. In seinen Kindheitserinnerungen liegt etwas Heilendes, Beruhigendes. In dieser Stimmung malt er auch sein berühmtes Bild: Ich und das Dorf.
Was würdest du am meisten vermissen:
Es geht mir bei dieser Unterrichtseinheit nicht so sehr um das ästhetisches Ergebnis, sondern um die inhaltliche und emotionale Auseinandersetzung mit der Geschichte.
In der nächsten Doppelstunde erhalten die Schüler mehrere Puzzle von Chagalls " Ich und das Dorf", die sie, in einer ersten Auseinandersetzung mit dem Bild, zusammensetzen sollen. Gar nicht so einfach, da es sich um ein sehr fantastisches Bild handelt. Da stehen Häuser kopf, die grünen Puzzleelemente sind nicht sofort als Gesicht zu erkennen und was macht die Melkerin im Kopf der Ziege? Die Schüler setzen sich auf diese Weise intensiv mit dem Bild auseinander. Nun erzähle ich von Chagall, der in einem kleinen Dorf in Russland lebt und mit dem Zug nach Paris fährt. Zuvor hat er sich von seiner Verlobten Bella verabschiedet s.o. Sofort stellen die Schüler den Bezug zur vorangegangenen Stunde her und erkennen, die Thematik des Bildes. Ist vielleicht der grüne Mann Chagall selber, gehört die Hand mit dem Ring vielleicht Bella,sind die Häuser sein kleines Dorf? Welche besondere Beziehung hat er zu der Ziege, der er so tief in die Augen schaut?
(Anmerkung: Chagall wurde mit Ziegenmilch großgezogen, sein Leben lang wird es eine geheimnisvolle Beziehung geben, zwischen dem Mann und der Ziege). Zahlreiche weitere wunderschöne Erzählungen aus Chagalls Leben finden sich in dem Buch:
Marc Chagall - die Farben des verlorenen Paradieses, eine Romanbiografie von Barbara Krause, Herder
Ausführliche Erklärungen zu diesem Projekt unter:
Anke Kremer
Kunstlehrerin
Stechlinsee-Grundschule
Rheingaustraße 7
12161 Berlin
ankekremer@gmx.de