Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich ist ein wichtiger Bestandteil in jeder Entwicklungsphase eines Kindes.
Sich getrennt von Familie und später von Freunden als individuelle Persönlichkeit zu erfahren und zu sehen, ist ein wichtiger Schritt für Heranwachsende. Doch was macht das eigene Ich aus, worüber definiere ich mich?
Die künstlerischen Auseinandersetzung mit dem eigenen Kopf bietet die Möglichkeit zu zeigen, was mich von anderen unterscheidet. Zum einen natürlich optisch, definiert durch Haarfarbe, Augenfarbe, Gesichtsform oder Hautfarbe, zum anderen zeigt mein Kopf nicht nur meine äußeren Besonderheiten, sondern beherbergt meine individuellsten Gefühle und Gedanken.
Ein Selbstporträt bietet den Schüler*innen die Chance, sich selber differenzierter wahrzunehmen und, je nach Aufgabenstellung, ihre Gefühle und Gedanken, Wünsche und Hoffnungen zu ergründen und der Außenwelt künstlerisch mitzuteilen. Es kann so zu einem selbstbewussteren Umgang mit dem eigenen Ich und der Außenwelt führen.
Besprechung individueller Merkmale und der Gesichtsproportionen
Die Fotos der Schüler wurden zuvor mit Photoshop überarbeitet:
Unter Überarbeitung wurden die Fotos in schwarz-weiß konvertiert und unter Anpassungsfilter eine Tontrennung vorgenommen.
Anschließend erhält jeder Schüler eine oder mehrere DIN A4 Kopie/n seines Fotos, die er dann mit Arylfarben (Wasserfarben gehen auch) und Ölkreiden bemalt.
Nach einer intensiven Betrachtung- und Besprechungsphase der Bilder von Dora Maar, durften die Schüler in Gruppen kopierte und vergrößerte Porträts (Frontal und Profil) von ihren Lehrern zerschneiden und die einzelnen Teile unter Vernachlässigung der Perspektive wieder zu einem neuen Porträt zusammensetzen. Dies machte den SchülerInnen, wie man sich denken kann, sehr viel Spaß und diente der Vorbereitung zur eigenen Porträtcollage.
Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich (Wer bin ich, was charakterisiert mich, was mag ich besonders, was sind meine Hobbys?) ist Thema dieser Abschlussarbeit, deren Kopie als "Klassenbild" in der Schule bleiben soll.
Jeder Schüler schreibt spontan Begriffe auf, die ihm zu seiner Person einfallen: Musik hören, Fußball spielen, Afrika, Frieden, das Weltall, die Natur...,erste Skizzen werden angefertigt.
Dann bekommen die Schüler die schwarz/weiß Kopie ihrer Porträtaufnahme. Das Photo wurde in Photoshop in schwarz/weiß umgewandelt und unter Filter/Anpassungsfilter/Schwellenwert verändert. Der eigene Kopf wird ausgeschnitten und auf einen Zeichenkarton geklebt. Die ersten persönlichen Zeichnungen können jetzt auf das Original übertragen werden. Die Bildelemente dürfen nicht zu differenziert gezeichnet werden, da sie sonst vor dem Hintergrund verloren gehen. Im besten Fall gehen sie eine Verbindung/ Beziehung mit dem eigenen Kopf/Ich ein. Der Hintergrund wird schraffiert, eine motorische Herausforderung und eine Geduldsprobe. Weitere Differenzierungen sind durch das Anlegen von Schatten oder Rundungen durch Schraffuren möglich.
Die genaue Beschreibung und weiter Bilder findet ihr unter: Klasse 6: 2015-2017
Die genaue Beschreibung der Technik und weite Bilder findet ihr unter: Stencil-Art
Die genaue Beschreibung zur speziellen Technik dieser Collage findet ihr unter Klasse 5, 2017
5-8 Doppelstunden haben die Schüler*innen an diesen Porträtcollagen gearbeitet!
Im Gegensatz zu den Collagen der 4. und 5.Klasse (A5 Format) haben die Bilder der 6. Klassen A4 Format. Dementsprechend größer war auch der Zeitaufwand für diese Bilder.
Außerdem sollten die Schüler*innen der 6. eine persönliche Note in ihr Bild bringen, ein Hobby, ein Haustier, den beliebten Urlaubsort oder ähnliches. Für das Foto durften sie sich verkleiden, eine Pose machen oder ein Selfie ,in A4 ausgedruckt, mitbringen
Licht und Schatten sollten beim Bekleben der Flächen berücksichtig werden, um der Porträtcollage dadurch eine Tiefenwirkung zu geben.
Die Schüler*innen der 4. Und 5. Klasse sollten ihrem Bild durch einen Komplementärkontrast "zum Leuchten" bringen.
Doodles sind kleine gedankenverlorene Kritzeleien, wie man sie beim Telefonieren oder in langweiligen Unterrichtsstunden ;) macht. Unsere Doodle-Porträts sind da schon etwas bewusster gestaltet und die Muster teilweise aus Zentanglebüchern entlehnt. Aber der besondere Effekt beider " Techniken" trat auch bei dem Zeichnen dieser Portraits auf: Es waren für die Kinder und mich sehr entspannte und lustige Stunden !
Tipps:
Damit die Porträtzeichnung sich in den Mustern nicht "verliert" und gut zu erkennen ist , sollte die Schüler+innen
entweder sehr dunkle oder helle Muster in die Kästchen , die direkt an den Kopf grenzen zeichnen. Auch kann die
Umrisslinie des Kopfes dicker gemalt werden, um ihn besser zu begrenzen und hervorzuheben. Die Dichte der Muster z.B. bei den Haaren kann diesen Effekt noch unterstreichen. Auch der bewusste Einsatz des Hell/ Dunkelkontrastes, z.B. eher dunklere Muster in den Hintergrund oder eben hellere, lässt den Kopf/ das Gesicht in den Vordergrund treten. Zu
viele verschiedene Muster im Gesicht zerstören diese Wirkung.
Aus dem Arbeitsprozess:
Albrecht Dürer ist der erste wirkliche Selbstdarsteller in der Geschichte der Porträtmalerei. Mit seinem berühmten Pelzrock, indem er sich zur Christus-Ikone stilisiert, und dadurch einen neuen Künstlerstatus betont.
Die Maler der Renaissance verstehen sich als Künstler, nicht mehr als Handwerker. Dieser idealisierten Selbstdarstellung von Dürer steht das ungeschönte Abbild in Rembrandts Malerei gegenüber.
Das Selbstporträt ist nicht nur dem Künstler sondern auch dem Wandel der Zeit unterworfen.
Bei van Gogh erkennen wir die Selbstzerstörung in seinen Porträts , er kehrt sei Innerstes nach Außen und Max Beckmann hat-nach eigener Aussage- in über 100 Selbstportraits versucht, "eine Art selbst" zu werden. Frida Kahlo zeigt uns hemmungslos ihre Qualen und Cindy Shermann ist in ihren Verwandlungsfotos immer selbst zu sehen, ohne sie selbst zu sein, sie ist überall und nirgends. Francis Bacon, der Meister der Entfremdung, ist ebenfalls Maler des Schmerzes und des Selbsthasses.
Ihre Selbstbildnisse sagen: Ich ist ein anderer.
Im Zeitalter von Selfies werden täglich abertausende von Selbstbildnissen ins Netz gestellt. Selfies zeigen, wie wir gesehen werden wollen, nicht wer wir sind. Wie viel likes hätte Vincent van Gogh wohl heute auf Instagram?
Als provokante Antwort auf diese Selfieflut gibt es wieder eine neue Reihe von künstlerischen Selbstbildnissen.
Erwin Wurms Selbstportrait als Essiggurke oder Torsten Brinkmanns Selbstinzenierung im Pappkarton, nur seine Beine und Turnschuhe sind zu sehen.
Selbstporträts sind ein spannendes und absolut zeitgemäßes Thema!
Mal mir mich- Geschichten zur Porträtkunst
Pauline Sebens,
12,90€
Praxis Grundschule
Köpfe
Themen u.a. : Wie sehe ich denn aus? (Blindzeichnung), Plastikporträts
Nr. 51, 2013
Bestell-Nr. 16751
Anke Kremer
Kunstlehrerin
Stechlinsee-Grundschule
Rheingaustraße 7
12161 Berlin
ankekremer@gmx.de