Das Lernen an Stationen ist eine offene Form des Unterrichts.
Im Kunstunterricht steht das praktische Arbeiten im Vordergrund.
An den jeweiligen Stationen finden die SchülerInnen didaktisch aufbereitetes Material . Die Materialien und die zu lösenden Aufgaben müssen für die SchülerInnen verständlich und selbsterklärend sein, dies ermöglicht ein selbständiges und selbstgesteuertes Arbeiten. Die Kinder können bei dieser Arbeit ihr eigenes Lerntempo und die Reihenfolge der Stationen frei wählen. Unterschiedliche Arbeitsformen wie Drucken, Malen, Zeichnen oder Lesen sorgen für Abwechslung, dabei nutzen die SchülerInnen unterschiedliche Lernkanäle und das Erlernte wird so sicher und nachhaltig verankert.
Zwar ist der Arbeitsaufwand für den Lehrer bei der Ausarbeitung nicht zu unterschätzen, aber einmalig, da die Stationsarbeit in folgenden Klasse erneut eingesetzt werden kann. Die anfängliche Mehrarbeit lohnt sich, denn erfahrungsgemäß macht das Arbeiten an Stationen den SchülerInnen im Kunstunterricht sehr viel Spaß!
Nach einigem Ausprobieren haben sich solche beschrifteten Ablagen bei meinen Stationsarbeiten etabliert. Die einzelnen Stationen sind so schnell aufzubauen (ca. 10 min) und genauso schnell abzubauen. Die wichtigsten Materialien finden dort Platz, auch die kleinen Staffeleien von Ikea, die als Ständer für das laminierte Deckblatt (Name und Nummer) der Station dienen.
"Wir haben nichts dazugelernt!" Dieser Ausspruch von Picasso spiegelt dessen Ergriffenheit beim Anblick der von Steinzeitmenschen geschaffenen Bilder in der Höhle von Altamira und deren Bedeutung für die Kunst wieder. Der Ursprung der Kunst, dieser vor über 30 000 Jahren gemalten Bilder, ist auch der Ursprung der Moderne und prägt und beschäftigt Künstler bis heute.
Mit meiner Stationsarbeit möchte ich einen Bogen von den Höhlenmalereien bis zu deren Einfluss auf den modernen Künstler spannen, indem wir uns sowohl mit den prähistorischen Bildern und Zeichnungen als auch mit modernen
Künstlern wie Pablo Picasso, A.R.Penck und Otmar Alt und deren Bildersprache beschäftigen und künstlerisch auseinandersetzen.
Die Stationsarbeit zur Höhlenmalerei umfasst 12 Stationen (siehe Arbeitspass unten). Neben Lesetexten zum Thema Steinzeit , dem Ursprung der Kunst und der spannenden Entdeckung der Höhle von Altamira, gibt es eine Station mit Puzzeln (Zeichnungen Tieren aus der Chauvethöhle) und eine Station mit mehreren Memorys, auf deren Kärtchen Höhlenbilder von Steinzeittieren zu sehen sind. In einer Lesehöhle (Station 6) warten Sachbücher und kurze Lesegeschichten auf die Kinder.
An vier Stationen wird künstlerisch gearbeitet, bzw. lernen die Schüler Künstler kennen, die durch die prähistorischen Bilder und Skulpturen in ihrer Malerei beeinflusst wurden.
An Station 1 werden Bilder von A.R. Penck gezeigt und die Schüler sollen seine Zeichensprache studieren und mit einem schwarzen Filz- oder Permanentstift ein modernes " Höhlenbild" weitermalen.
An Station 3 malen die Schüler auf zerknülltem Packpapier ihr eigenes Höhlenbild mit Erdfarben und Kohlestiften.
An Station 4 bearbeiten die Kinder Specksteine (mit Loch), schleifen sie glatt und stellen so ihr eigenes "Steinzeit"amulett her.
An Station 10 müssen die Schüler Stiergrafiken von Pablo Picasso nach ihrem Grad der Abstraktion ordnen, wobei die letzten Stiere nur mit ganz einfachen aber dynamischen Linien dargestellt sind und sehr an Höhlenmalerei erinnern. In die richtige Reihenfolge gebracht ergeben die Abbildungen den oben erwähnten Ausruf von Picasso.
Station 12 lerne wir den Künstler Otmar Alt kennen , der 2009 eine Reihe von Bildern zum Thema Höhlenmalerei schuf. An dieser Station malen die Schüler ein Steinzeittier, unterteilen die umliegenden Flächen und malen diese bunt aus!
Alternativ hätte ich noch eine Station anbieten können, an der Tiere getöpfert werden, aber ich habe mich dagegen entschieden, da ich schon bei der Specksteinbearbeitung sehr viel helfen muss und auch bei Tonarbeiten eine ausführliche Anleitung nötig gewesen wäre.
In der ersten Doppelstunde erzähle ich -angelehnt an die wahre Geschichte von der Entdeckung der Höhle von Lascaux - eine Geschichte in Form einer Traumreise , bei der Schüler auf der Suche nach ihrem Hund eine jahrtausende alte Höhle entdecken.
Am Ende dieser Traumreise dürfen die Schüler die Augen öffnen und ich zeige ihnen eine kurze Sequenz (10 Minuten) mit faszinierenden Aufnahmen aus der Höhle von Lascaux (YouTube). Anschließend sprechen wir über die Höhlenmalereien , das Alter dieser Bilder, über die Steinzeit, die Tiere, die in dieser Zeit lebten und, und, und...
In der zweiten Stunde gehe ich mit den Schülern in den Kunstraum. Die Stationen sind schon aufgebaut, wir gehen von Station zu Station und klären die Arbeitsaufträge (Schüler lesen sie vor).
Ich bestimme Experten/innen für jede Station und fotografiere sie. Diese Experten sind neben mir die Ansprechpartner, falls es später Verständnisschwierigkeiten gibt, ihr Bild liegt an der jeweiligen Station aus und sie bekommen einen Ausweis.
Erst in der zweiten Doppelstunde beginnen wir mit der Stationsarbeit!
Die Vorbereitung dieser Stationsarbeit war sehr arbeitsintensiv, da viele Arbeitsmaterialien noch zusätzlich laminiert werden mussten, mehrere 10 kg Pakete Ton von mir geschleppt wurden und diverse Materialien bestellt und die Gänsefedern präpariert werden mussten. Die Schüler waren jedoch schon nach zwei Doppelstunden mit allen Stationen fertig- was in keinen Verhältnis zur vorangegangenen Vorbereitungszeit steht. Oft waren sie nur schwer zu motivieren, Bilder zu verbessern, ein weiteres Puzzle zu legen oder am Gemeinschaftsbild weiterzuarbeiten. Die Schüler fanden die Stationsarbeit aber auf Nachfrage toll. Trotzdem würde ich sie in einer JüL Klasse, glaube ich, nicht noch einmal anbieten!
Jetzt bin ich gespannt, wie die erweiterte Stationsarbeit (12 Stationen) in den 4. und 5. Klassen ankommt!
Der Feldhase ist das Tier des Jahres 2015.
Durch Umwelteinflüsse ist sein Bestand stark zurückgegangen und er steht auf der Liste der gefährdeten Tiere in Deutschland.
Der Hase ist ein Lieblingstier der Künstler.
Und der berühmteste und wohl weltbekannteste Hase ist der Feldhase von Albrecht Dürer. Aber auch viele andere Künstler haben sich mit dem Hasen auseinandergesetzt und dies schon vor sehr langen Zeit. Erste Hasenbilder wurden 15 000 Jahre v.CH. auf Knochen eingraviert. In vielen religösen Bildern tritt der Hase als Symbol für den aufrichtigen Glauben und für die Wiedergeburt auf. Wie der Hase zum österlichen Eierlieferanten wurde, ist jedoch noch nicht genau geklärt.
Die Göttin Ostara läutete im altgermanischen Glauben den Frühling immer in Begleitung eines Hasen ein, vielleicht war er ursprünglich ein Frühlingsbote.
Joseph Beuys fühlte sich dem Hasen so seelenverwandt, dass er von sich selber sagte: Ich bin ein Hase, immer trug er ein Stück Hasenfell an seiner Weste und Hasenköttel in seiner Westentasche.
Die tanzenden Hasenskulpturen des britschen Bildhauers Barry Flanagan sind auf der ganzen Welt zu sehen. Franz Marc hat die Angst des Hasen in einem seiner Tierbilder dargestellt und auch Jeff Koons hat in der Serie seiner " Luftballonskulpturen" eine Hasenfigur gewählt.
Die folgende Stationsarbeit beschäftigt sich mit dem Thema
" Hasen" an 6 Stationen.
1. Station: Im Zeichen des Hasen
An dieser Station lesen die Schüler einen kurzen Sachtext zum Thema "Hase" und eine Abhandlung zur Rolle des Hasen in der Kunst. Zu diesem Text müssen Fragen beantwortet
werden.
2. Station: Schnipp, Schnapp, Hasenschnitt
An dieser Station gibt es einen Text zu Henry Matisse und seinen Scherenschnitten. Verschiedene Scherenschnitte von Matisse liegen als Farbkopie aus. Die Schüler sollen an dieser Station ein Scherenschnittbild mit einem oder mehreren Hasen im Matissestil anfertigen.
3. Station: Hasenbild in Gelb, Rot, Blau
Die Schüler lernen Piet Mondrian und seine typische Bildsprache kennen. Sie erhalten eine Umrisszeichnung des Dürerhasen und malen diese im Mondrianstil aus.
4. Station: Kunterbunter Hasensprung oder die Angst des Hasen
An dieser Station lernen die Schüler Franz Marc und seine Tierbilder kennen. Franz Marc wollte die Tiere nicht einfach malen, wie sie aussehen, sondern in leuchtenden Farben ihr Innerstes, ihre Gefühle sichtbar machen. Die Schüler haben zwei Hasenmotive zur Auswahl einen lebensfrohen, übermütig springenden Hasen (wie Die gelbe Kuh von Franz Marc) und einen ängstlichen, sich duckenden Hasen ( Die Angst des Hasen,Franz Marc). Ihr Hase macht einen riesigen Sprung und landet....... Die Situation in der ihr Hase (lebensfroh oder ängstlich) landet, sollen sich sich ausdenken und ein Pop-Up- Karte danach gestalten.
Station 5: Kleb' dir deinen Hasen
An dieser Station erhalten die Schüler eine genaue Anleitung, wie man eine Hasenskulptur aus Klebeband herstellt ( siehe Beschreibung unter Ostern), sie anschließend mit weißem Papier und Kleister beklebt und mit Aussschnitten aus Illustrierten verziert. Sie werden mit der in Berlin- Friedenau lebenden Papierkünstlerin Heike Roesner und einigen ihrer wunderschönen Pappmascheeskulpturen bekannt gemacht.
Station 6: Der Tintentanz des Hasen
Barry Flanagan war bitischer Bildhauer und ist für seine tanzenden und springenden Riesen- Hasen berühmt, von denen er auch Tuschezeichnugen anfertigte. Die Schüler gestalten ein Hasenbild mit Feder und Tusche, in dem eine Flanagan-Hase den Takt angibt.
Diese Stationsarbeit macht den Schülern sehr viel Spaß, ist aber meines Erachtens noch ausbau- und verbesserungsfähig. Mit fehlt noch die Idee zu einer Station über Joseph Beuys und seine sehr spezielle Beziehung zum Hasen. Sollten wir dem toten Hasen die Ausstellung zeigen ;) ? Aber auch Dürer und die besondere Bedeutung des Dürer-Hasen für die Kunstgeschichte hätte ich in einer Station gerne noch genauer thematisiert. Zudem habe ich -im Gegensatz zu den Schüler, die diese Stationen sehr gerne machen- Probleme mit der Matisse und Mondrian- Station, da sie nur im übetragenen Sinne etwas dem dem "Hasen" zu tun haben und die Schüler hier lediglich einen Stil nachahmen.
1. Station: Alles Farbe (nach dem gleichnamigen Bilderbuch)
Welches ist meine Lieblingsfarbe? (Collage)
2. Station: Farben aus Erde gemischt
Wie entstanden die ersten Höhlenbilder?
(Kohlezeichnung, Erdfarben mischen)
3. Station: Farbgeschichten
Aus was wurde früher Purpurrot hergestellt?
(Lückentext)
4. Station: Farben und Gefühle
Welche Farbe hat die Hoffnung?
(Zuordnung von Wort- und Farbkarten)
5. Station: Wenn Farben leuchten
Wie bringt ein Maler seine Farben zum Leuchten?
(Bilder nach dem Komplementärkontrast sortieren)
6. Station: Welche Farben hat der Regenbogen?
Ein Experiment mit Taschenlampe, Glas mit
Wasser gefüllt und einer CD, Ausmalbild
7.Station: Der Farbenkreis
Infoblatt, Mischexperimente, AB Farbenkreis
8.Station: Wenn Farben sich mischen
Ein Bild aus Transparentpapier gestalten
9. Station: Die Farben und die Künstler
Geschichten zu verschiedenen Künstlern lesen,
wie z.B Yves Klein oder Paul Klee
Lückentext
10 Station:Die Farben meiner Schule
Farbdetektive dürfen in der Schule nach einer
Farbe suchen
Farbkärtchen, Fotoapaprat, Eieruhr
Diese Stationsarbeit ist schreiblastiger, als meine früheren Arbeiten geraten. Sie lässt sich daher bestimmt sehr gut fächerübergreifend mit dem Deutschunterricht kombinieren.
Hier einige Suchergebnisse der Farbdetektive:
Im Anschluss an die Stationsarbeit habe ich den Schülern " Die wahre Geschichte von allen Farben" von Eva Heller vorgelesen und sie frei mit den Grundfarben mischen und experimentieren lassen.
Arbeit an 7. Stationen zu dem Bild
Aus: Praxis Grundschule Heft Nr. 3 ,
Kandinsky für Kinder(Verlag an der Ruhr)
und eigenen Ideen
1. Station: Kreuzworträtsel und Biografie
2. Station: Puzzle zum Bild
3. Station: Einen Bildausschnit weitermalen
4. Station: Eine Lücke im Bild füllen
5. Station: Ausschnitte aus dem Bild finden
6. Station: Die Geschichte von Georg, dem Drachentöter
lesen
7. Staiton: Entdeckst du den Drachentöter?-Eine mögliche
Bildinterpretation
8. Station: Das Expertenquiz
Im Anschluss an diese Unterrichtseinheit sahen wir die DVD
"Grenzgänger", (Kandinsky: Gelb-Rot-Blau, 30 Min) der Arte Edition, hier wird das Werk noch einmal genau besprochen und eine mögliche Bildinterpretation gegeben.
Bei der Stationsarbeit zu Paul Klee lernen die Schüler die Techniken kennen, die Paul Klee in seinen Bildern verwendet
hat. Für die jeweilige Technik wird exemplarisch ein Bild von Paul Klee gezeigt und etwas aus Paul Klees Leben zu dieser jeweiligen Technik erklärt.
Im Anschluss an diese Stationsarbeit besuchten wir das Museum Berggruen in Berlin/ Charlottenburg. Dort gibt es eine umfangreiche Paul Klee Sammlung. Ein Bilderrätselspiel zu den dort ausgestellten Bildern führte zu einer weiteren Auseinandersetzung mit dem Werk von Paul Klee und die Kinder erkannten viele der Bilder und der Techniken in denen sie gemalt oder gedruckt worden waren wieder.
Auch bei dieser Stationsarbeit stehen die von Max Ernst verwendeten Techniken im Vordergrund der praktischen Arbeit.
Bevor unsere Druckwerkstatt eröffnet wird, gibt es eine allgemeine Einführung (1 Doppelstunde) zum Thema "Drucken".
Wie entstanden die ersten Drucke?
Welche Drucktechniken kennen wird, was gibt es darüber hinaus für Techniken?
Wir lesen, welche Geschichte sich hinter der wohl berühmtesten Druckgrafik ,Dürers Holzschnitt "Rhinocerus", verbirgt.
Wir betrachten die ganz schön grusligen Gestalten in Martin Schongauers Kupferstich "Die Versuchung des heiligen Antonius".
Besonders faziniert die Schüler ein fingerpainting von Chuck Close, ein riesiges Portrait seiner "Schwieger"-Großmutter Fanny, das aus abertausend Abdrücken seiner Fingerkuppen entstanden ist.
Im Anschluss an diese Bildbetrachtung entwickeln die Schüler eigene Bilder aus ihren Fingerprints.
Bei der Monotypie wird eine Glas- oder Plexiglasplatte dünn mit Farbe eingewalzt. Darauf legt man locker,ohne fest anzudrücken, ein weißes Blatt Papier und bemalt dieses mit einem Stift. Dann zieht man das Bild vorsichtig ab.
Hier ist der Druckstock oftmals interessanter, als der Druck.
Anke Kremer
Kunstlehrerin
Stechlinsee-Grundschule
Rheingaustraße 7
12161 Berlin
ankekremer@gmx.de